Praktische Ideen für den Unterricht

► Versuchen Sie, sich vorzustellen, dass legasthene/dyskalkule Menschen durch ihre differenten  Sinneswahrnehmungen mit herkömmlichen Lehrmethoden alleine das Schreiben, Lesen und Rechnen  nicht zufriedenstellend erlernen können.
► Zeigen Sie Schülern mit Schreib-, Lese- oder Rechenproblemen, dass sie dafür ein Interesse haben und
ihnen helfen möchten. Haben Sie für diese Menschen Geduld, Ausdauer und Verständnis.
► Vermeiden Sie es, im Zusammenhang mit der Legasthenie/Dyskalkulie von Schwäche, Störung,
Behinderung oder Krankheit zu sprechen. Stellen Sie das Problem als das dar, was es ist, nämlich als eine
genetische Veranlagung, für die niemand verantwortlich gemacht werden kann.
► Informieren Sie die Eltern über die Problematik der Legasthenie/LRS/Dyskalkulie/RS, damit sie eine  Vorstellung davon und das notwendige Verständnis für die Kinder bekommen. Interessieren Sie die
Eltern für die Interventionen/Förderungen und arbeiten Sie eng mit ihnen zusammen.
► Heben Sie die Stärken und besonderen Begabungen der Schüler hervor, um ihr Selbstwertgefühl zu
festigen. Jegliche Bemühungen sollten angestellt werden, um das Vertrauen zwischen Schülern und  Lehrern aufzubauen.
► Berücksichtigen Sie die Sprunghaftigkeit der Schüler hinsichtlich der Aufmerksamkeit und des Verhaltens.
Helfen Sie dem Schüler, seine Gedanken zu ordnen, das Denken und Handeln in Einklang zu bringen, also
zu fokussieren und vermeiden Sie Zeitdruck.
► Lob, auch für geringe Fortschritte oder nur die Bemühung, ist wichtig und sollte häufig vorkommen.
Vermeiden Sie Vergleiche mit den Mitschülern.
► Die Förderung von Schülern mit einer Legasthenie/LRS/Dyskalkulie/RS sollte einzeln oder in kleinen
Gruppen differenziert durchgeführt werden. Übungseinheiten sollten nur in kurzen Sequenzen, wiederholt
stattfinden.
► Achten Sie darauf, dass der Arbeitsplatz ruhig, ordentlich und angenehm gestaltet ist. Betroffene Schüler
profitieren von einer Vertrauensperson.
► Stellen Sie fest, welche Methode von den betroffenen Kindern am besten angenommen wird.
► Planen Sie die Arbeit mit den Kindern sorgfältig, damit diese die richtige Schwierigkeitsstufe hat. Ihre
Planung sollte Elemente von “Entdecken” und “offenem Ende” enthalten, um die Motivation und das  Interesse der Schüler mit Schreib-, Lese- oder Rechenproblemen anzuregen.
► Erteilen Sie diesen Schülern besonders klare Arbeitsaufträge, lassen Sie die Kinder Ihre Aufträge auch  wiederholen. Die eigene Stimme ist eine nützliche Hilfe für das Gedächtnis. Überprüfen Sie, ob die Schüler
die gestellte Aufgabe verstehen, und geben Sie ihnen ausreichend Zeit zum Üben.
► Vermeiden Sie übermäßiges Abschreiben. Beachten Sie, dass der Blick des Schülers geradeaus zur Tafel
gerichtet ist.
► Ein übersichtliches, deutliches Schriftbild, z.B. bei Tafelbildern und Arbeitsblättern, ist notwendig. Die  Ausarbeitung dieser Arbeitsmaterialien bedarf sorgfältiger Überlegung: Fettgedruckte Überschriften,
reiner Druck, weniger Geschriebenes, mehr grafische Darstellungen sind angebracht.
► Sprechen Sie deutlich, und helfen Sie dem Kind, besonders schwierige Wörter richtig auszusprechen.
► Computer, Tablets oder Smartphones sollen in der Förderung verwendet werden. Auch der effiziente
Gebrauch eines Wörterbuches oder Lexikons muss gelehrt und intensiv geübt werden.
► Hausübungen können und sollen differenziert im Umfang und Schwierigkeitsgrad gegeben werden.
► Strukturieren Sie lange Texte und beachten Sie, dass lautes Vorlesen vor der gesamten Klasse nur auf
Wunsch der Schüler erfolgen sollte. Denken Sie daran, dass ein Schüler mit Schreib-, Lese- oder  Rechenproblemen mitunter einen Text korrekt lesen, dennoch den Sinn oft nicht erfassen kann.
► Beachten Sie, dass sich eine Legasthenie/LRS/Dyskalkulie/RS auch in anderen Unterrichtsfächern  niederschlagen kann.
► Denken Sie daran, dass ein Schüler mit Schreib- oder Leseproblemen meistens keine guten Mitschriften  verfassen kann, da es Schwierigkeiten bereitet, gleichzeitig zuzuhören und zu schreiben.
► Mit den herkömmlichen Korrekturzeichen allein sind Kinder mit Schreib- oder Leseproblemen überfordert,
geben Sie ihnen daher auch das richtige Wortbild vor.
► Versuchen Sie einen Unterschied zwischen Wahrnehmungsfehlern – sie entstehen durch die differenten  Sinneswahrnehmungen – und Rechtschreibfehlern zu machen, besonders bei der Beurteilung.
► Beurteilen Sie schriftliche Arbeiten nicht nur nach den Fehlern, sondern auch nach dem Inhalt, dem
Ausdruck und der Sprachrichtigkeit.
► Eine starke Gewichtung von mündlichen Überprüfungen und deren Beurteilung sollte gegeben sein.

Die Begleitsymptome

Man beobachtet bei legasthenen/dyskalkulen Kindern eine zeitweise Unaufmerksamkeit, hervorgerufen durch differente Sinneswahrnehmungen, und auch gegebenenfalls eine Unruhe, hervorgerufen durch nicht auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmte Lernmethoden, beim Schreiben, Lesen und/oder Rechnen, die lediglich als Begleitsymptome und nicht als Krankheitsbilder gesehen werden dürfen. Andererseits gibt es Kinder, welche Konzentrationsstörungen – alle Tätigkeiten, auch das Schreiben, Lesen und Rechnen, können nur kurz und oberflächlich durchgeführt werden – und eine Hyperaktivität – vom unsteten Verhalten des Kindes ist der gesamte Tagesablauf geprägt – als echte Krankheitsbilder aufweisen. Sowohl die Begleitsymptome der Legasthenie/Dyskalkulie als auch die Krankheitsbilder gleichen sich aber leider, deshalb ist es für den Laien schwer zu erkennen, ob es sich nun um ein legasthenes/dyskalkules oder tatsächlich krankes Kind handelt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass diese Kinder auch noch zusätzlich zur Legasthenie/Dyskalkulie diese Krankheitsbilder aufweisen können, wenn die Anzahl derer auch sehr gering ist. Eine Feststellung ist durch Beobachtung möglich. Wenn das Kind sich mit Tätigkeiten, die nichts mit Schreiben, Lesen und Rechnen zu tun haben, sehr intensiv und ausdauernd befassen kann und die Unruhe erst mit Schuleintritt oder später begonnen hat, so kann man davon ausgehen, dass es sich lediglich um Begleitsymptome handelt.